Beide Initiativen sind begrüßenswert und längst überfällig. Sie bedürfen der massiven Unterstützung. Dies gilt ungeachtet der Tatsache, dass der Text des „Aufrufes der Sechzig“ und der Aufruf zum „Friedenswinter“auf zum Teil falschen Voraussetzungen beruht (so kehrte etwa der Krieg schon mit dem NATO-Angriff auf Belgrad 1999 nach Europa zurück) und die Texte benennen den Aggressor nicht bei seinem Klarnamen. Schuldzuweisungen an beide Seiten und der Versuch einer Äquidistanz wirkten sich schon bei den voraufgegangenen Kriegen gegen u.a. den Irak und Libyen, sowie beim Terrorkrieg gegen Syrien lähmend auf Friedensaktivitäten und damit verhängnisvoll aus. In einer Situation, in der doch Opfer und Täter eindeutig benennbar sind, gilt es letzteren anzuprangern und dingfest zu machen. Jeder weiß: Wer einen Mörder auf die gleiche Stufe mit dem Opfer stellt, muss geistig verwirrt oder bösartig sein. Er entlastet den Täter und erwirkt sein Entkommen. Wer gar Angreifer und Opfer in einem möglichen Atomkriegsszenario verwechselt oder auch nur auf eine Stufe stellt, handelt grob fahrlässig, verantwortungslos und gewiss nicht im Sinne der Menschheit.
Die „Friedensbewegung“ plant nun dankenswerter Weise einen „Friedenswinter“. Die Sprache des Aufrufs ist allerdings angesichts der zugespitzten Situation nur wenig dazu geeignet, viele Menschen auf die Straße zu bewegen.
Die Titelgebung „Friedenswinter“ für die so dringend gebotene Friedensinitiative von unten, ist einigermaßen sybellinisch und grenzt an eine Denksportaufgabe.
Wer den Frieden will, muss eine klarere Sprache führen. Wer Menschen mobilisieren will, muss ein gerechtes Anliegen vertreten, muss aufrütteln und mit präzisen Antikriegs-Forderungen an die Verantwortlichen herantreten. Die Frage, nach der Seite auf der man steht, ist vorab zu klären. Wer nach beiden Seiten austeilen will, wer den Kriegstreiber nicht benennen will, kann nicht gut mobilisieren und er verurteilt sich selbst zur Wirkungslosigkeit.
In Anbetracht der inzwischen offenen Kriegshetze und der vom US-Kongress abgesegneten Kriegsermächtigung gegen Russland, muss man eindeutig Stellung beziehen, die Kriegspläne verurteilen und von den Verbündeten, sprich von unserer Regierung fordern, sich zu distanzieren. Die Unterstellungen, mit denen der US-Hegemon uns in seinen Krieg ziehen will, sind hierfür zurückzuweisen.
Zu diesen Unterstellungen gehört die Behauptung, Russland habe die Krim annektiert. Das ist nachweislich falsch. Das Völkerrecht stützt die Position Russlands. Völkerrechtler und Juristen wie Klenner, Merkel und Schachtschneider haben das aufgezeigt.
Die Unterstellung, Russland habe den Ukraine -Konflikt vom Zaum gebrochen und sei in der Ost-Ukraine militärisch aktiv, ist als Phantasma zurückzuweisen, denn dafür gibt es nicht die Spur eines Beweises. Wer da schreit, haltet den Dieb, ist selber einer. Es verhält sich genau umgekehrt.
Wer da behauptet, die Russen hätten die „Separatisten“ darin unterstützt, die Malayische Verkehrsmaschine MH17 abzuschießen oder es gar selbst getan, lügt und kann seine Behauptung auf keine Weise fundieren.
Russland ist niemals als Aggressor aufgetreten, im Gegenteil; es betätigt sich im Interesse der Weltgemeinschaft als Vermittler, seit der Ohnmachts- Erfahrung mit der Enthaltung in Sachen Libyen im UN-Sicherheitsrat. Es zeigte klare Kante in Bezug auf Kriegsabenteuer gegen Syrien.
Russland hat in Minsk die Konfliktpartien an einen Tisch gebracht. Russland ist diplomatisch auf der Weltbühne sehr aktiv, es redet mit allen Seiten, es bemüht sich um Konfliktentschärfung. Die gegenwärtige russische Führung handelt klug und umsichtig und damit auch in unserem Interesse, im Interesse der Friedenswahrung.
Lassen Sie uns daher , angesichts der bedrohlich zugespitzten Entwicklung, auf alle Akteure, auch auf die „Friedensbewegten“ in diesem Sinne der Aufklärung einwirken. Vermittlung von Hintergrundwissen ist unsere vorangige Aufgabe, denn ohne solches ist der Mensch dazu verurteilt, ohnmächtiges Opfer politischer Entscheidungen zu sein.
http://friedenswinter.de und http://www.zeit.de/politik/2014-12/aufruf-russland-dialog